IMAGO – IM ZEITFENSTER DES TERRORS …DAS NEUE BUCH VON M-ONGATE

Das neue Buch von M-onGate – 1000 Seiten – vorab als eBook: hier weiter

Imago – im Zeitfenster des Terrors
Textauszüge:

Intro:
Mike hat es sich gemütlich in seinem Holzhaus eingerichtet und fröhnt dem Hobby der Malerei, bis er erfährt, dass seine Tochter verschwunden ist. Auf der Suche nach ihr stößt er in ein Wespennetz voller Intrigen und politischer Korruption. Dabei trifft Mike auf David, einen Ingenieur,
der Aufgrund seines Insiderwissens des Lebens nicht mehr sicher ist… In verschiedenen Erzählsträngen führt dieser hochspannende SF-Roman in die Welt des Wissenschaftswahns, des Menschenhandel und den mit enorm viel Geld ausgestatten Handlangern, die heute an den Steuerhebeln der Macht sitzen…

Schwerpunktmäßig und überlagert wird dieser Roman mit der Frage, die sich heute immer mehr herauskristallisiert: Was ist der Mensch? Ein von Gier, Macht und Dns gesteuertes Wesen, dessen Überleben nur durch den „Great-Reset“ und durch technische Hilfsmittel, den Traum der Transhumanisten, gewährleistet ist?

Oder: Benötigen wir ein erweitertes Denken („Was Du heute denkst, bist du morgen“)? ?
Ohne die Durchdringung des vorherrschenden materialistischen Weltbildes mit Hilfe der Geistewissenschaft wird die Welt im Chaos enden.

Ausgehend vom „Ist-Zustand“ unserer Zeitepoche versetzt dieser Roman den Leser zunächst in eine apokalyptische und auch schockierende Vision der Zukunft.
Doch wird der Blick mehr und mehr
auch auf eine jenseits des Materialismus liegende geisteswissenschaftlich erweiterte Perspektive gerichtet.
Ein Lösungsansatz mit Tiefgang!

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Textauszüge:
“Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig”. 

Die Welt befindet sich gegenwärtig in einem unaufhaltsamen historischen Umwandlungsprozess. Finanz- und Wirtschaftssysteme drohen zu kollabieren und der Raubbau an der Natur lässt sich nicht mehr übersehen. Deshalb setzt die Finanzelite alles daran, eine neue Welt- und Wirtschaftsordnung in ihrem Sinne zu kreieren. Dies wird auf vielfältige Weise vorbereitet, wobei als Drahtzieher immer wieder die gleichen Namen auftauchen: Die Grossbanken, das World Economic Forum WEF, die WHO, die Rockefeller – und die Bill & Melinda Gates Foundation sowie die Großindustrie (u.a. Pharma und Rüstung). Nicht zu vergessen: BlackRock und Vanguard, beides international tätige US-amerikanische Investmentgesellschaften.
Verpackt wird die Neuordnung in eine verheißungsvolle Agenda wie z.B. den „Great Reset“ oder die „Agenda 2030“. Für eine Akzeptanz der breiten Masse werden Angstszenarien, wie gegenwärtig die weltweite Pandemie oder der Klimakollaps, medienwirksam in die Köpfe gehämmert (siehe Naomi Klein „Schockstrategie“). Und dann hört sich dies etwa so an:
„Die Pandemie- und der Klimawandel geben uns die Chance: Sie stellen seltene und eng befristete Gelegenheiten dar, über unsere Welt nachzudenken, sie uns neu vorzustellen, sie nach unseren Ideen zu gestalten und einen Neustart zu wagen“, so
Klaus Schwab, Gründer und Vorsitzender des World Economic Forum und Buchautor von „The great Reset“.

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Die Umverteilung des Kapitals von unten nach oben – arm nach reich – funktionierte prächtig. Mit üblen Tricks ergaunerte sich eine kleine Gruppe von Soziopathen das hart erarbeitete Geld des „kleinen Mannes“. Banken, die sich ungeniert bereichert und verspekuliert hatten, wurden mit Staatsgeldern wieder flott gemacht:„To big to fail“ wurde als alternativlose Maxime politischen Handelns fixiert. Durch immer mehr Steuern und kreativ-erfundene Sonderabgaben stand dem Mittelstand das Wasser bis zum Hals, während weltweit agierende Konzerne immer mehr riesige Gewinne einfuhren. Das nicht mehr zu rettende Finanzsystem stand kurz vor dem Kollaps. Doch Gier kannte keine Grenzen.
Eine akribisch vorbereitete und mit Hilfe fast aller Medien gezielt platzierte Angst- und Horrorkampagne weltweit – diesmal der Corona-Virus – sorgte für das Herunterfahren der Wirtschaft und die Abschaffung vieler Grundrechte. Der Mittelstand erlebte ein nie dagewesenes Knock-out, während die Globalisten unermessliche Gewinne einfuhren. Gleichzeitig wurde die Schöpfung von immer mehr ungedecktem Geld ermöglicht und legalisiert. Die Gelddruckpresse lief sozusagen heiß. Unter der Devise „da ist noch mehr Luft nach oben“ wurde im Jahre 2022 Monopoly 2.0 in den Ring geworfen.
Das Startfeld wurde versehen mit dem Bild eines Monstervirus. Es sollte ungeheuer gefährlich sein – man sprach von einer Pandemie – Millionen würden weltweit sterben! So stand es jedenfalls in der Spielanleitung und das sagte uns auch die WHO und es war der Tenor der Presse 24 Stunden am Tag. Folglich war die Startposition der Spieler mehr als eingeschränkt. Spielen durfte man den neuen Regeln nach nur noch mit Mund- und Nasenmaske, und Abstand halten war Pflicht. Auch gab es für das Denunzieren der Spieler bei Fehlverhalten die goldenen Coronapluspunkte.
Integriert ins Spiel Monopoly 2.0 war eine riesige Pleitewelle des Mittelstandes mit verheerenden Folgen für die 3.Welt mit noch mehr Hungertoten. Der Gewinner im Spiel bekam zwei Gutscheine für eine vorrangig ausgeführte experimentelle Impfung sowie einen Burger-King. Auch wurde schon an der neuesten Version Monopoly2.1 gearbeitet – der sog. Klima-Version…

Die Geschichte besteht aus Zeiten der Veränderung. Immer ist die Welt im Umbruch und Wandel, mal in kleinen Schritten, dann wieder in grossen Sprüngen. Aber die Dinge passieren meist schleichend. Für unser Auge und unser Bewußtsein erscheinen die Umbrüche oft übergangslos wie bei einer Pflanze, an der man dann plötzlich erstaunt eine Blüte erkennt, wo vorher nur Blattwerk war. Es könnte z.B eine Rose sein, die beim Anblick das Herz erfreut und aromatische Düfte verströmt. Oder, um ein zeitgemässeres Bild zu gebrauchen, wie bei einer fleischfressenden Pflanze wie z.B. die Genlisea: Die Organismen werden durch Lockstoffe ins Falleninnere geleitet, eine Umkehr wird den Opfern durch Sperrhaare unmöglich gemacht. Schließlich gelangen sie in eine Art Magen, in dem sie durch Enzyme verdaut werden.
Lockstoffe sind spezielle Substanzen, die es aber nicht nur in der Pflanzen- und Tierwelt gibt, um hier dem berechtigten Überleben einer oder mehreren Spezies zu dienen. Eine andere Art von Spezies auf diesem Planeten bedient sich weit komplexerer Strukturen von Lockstoffen. Meist subtil und unterschwellig werden hier Auslöser erzeugt, die sich wie eine bösartige fremde Software ins Unterbewusste einnistet, und das Handeln bestimmt mit dem Ziel: Das wache Bewusstsein der Menschen zu korrumpieren.
Zensur ist das Wort der Stunde. Nicht genehme und politisch „unkorrekte“ Themen und Informationen wurden ersetzt durch eine politisch-korrekte Meinung. Und,
wer kennt schon die bezeichnenden Worte und Lösungsvorschläge hochrangiger Politiker und Präsidentenberater wie Jacques Attali und Henry Kissinger: „In Zukunft wird es darum gehen, einen Weg zu finden, die Population zu reduzieren. Wir werden mit den Alten beginnen, denn sobald der Mensch über 60 Jahre alt ist, lebt er länger, als er produziert, und das kommt die Gesellschaft teuer zu stehen. Dann die Schwachen und dann die Nutzlosen, die nichts zur Gesellschaft beitragen, weil es immer mehr werden, und schließlich die Dummen. Euthanasie muss ein wesentliches Instrument unserer zukünftigen Gesellschaften sein. Wir erfinden eine Pandemie, die auf bestimmte Menschen abzielt, ein Virus, das die Alten oder die Älteren befallen wird.“ Jacques Attali, 1981
Henry Kissinger: „Die Dummen werden es glauben und darum bitten, behandelt zu werden. Wir werden für eine Behandlung sorgen, die die Lösung sein wird. Die Selektion der Idioten wird sich also von selbst erledigen: sie werden allein zur Schlachtbank gehen und sich impfen lassen.“ „Sobald die Herde die vorgeschriebenen Impfstoffe akzeptiert, ist das Spiel vorbei. Sie werden alles akzeptieren – erzwungene Blut- oder Organspenden – `für das größere Wohl‘. Wir können Kinder genetisch verändern und sie sterilisieren – `für das größere Wohl`. Kontrolliere den Verstand der Schafe und du kontrollierst die Herde. Impfstoffhersteller können Milliarden verdienen. Und viele von Ihnen in diesem Raum sind Investoren. Es ist eine große Win-Win-Situation. Wir dünnen die Herde aus und die Herde bezahlt uns für die Ausrottung!” H. Kissinger, Zitat aus einer Rede vor dem WHO Council on Eugenics, 25. Februar 2009

Die Orwellsche Sprachgebung „Neusprech“ wird mehr und mehr implantierter verinnerlichter Standard. Und die Medien dröhnen uns voll mit Halbwahrheiten, die denn immer schwerer zu Durschauen sind als dreiste Lügen. Und so wirft das abgrundtief Böse weltweit seine Schatten auf die Erde, welches mit Hilfe von Technik den neuen Menschen erschaffen möchte… perfekt und unfehlbar. Ohne individuelle Biografie, ohne Krankheit und alle gleichgeschaltet.
Aber: Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch (Friedrich Hölderlin).
Wo Dunkelheit herrscht, gibt es auch Licht. Ganz im Kleinen und oft unbemerkt wachen Menschen auf, schliessen sich zu Gemeinschaften und Netzwerken zusammen. Ähnlich dem Bild eines Imagos.

IMAGO
oder: Das Ende vom Anfang.

Was passiert, wenn sich eine Raupe in einen Schmetterling verwandelt?
Sobald die Raupe sich in den Kokon einspinnt, entstehen in ihrem Körper neue Zellen, die von der Wissenschaft Imago-Zellen genannt werden. Sie sind so andersartig, dass das Immunsystem der Raupe sie für Fremdkörper hält. Abwehr und Vernichtung ist angesagt. Recht hat die Raupe, denn diese Zellen haben rein gar nichts mit der Raupe zu tun. Denn: Es sind nicht Raupen-, sondern Schmetterlings-Zellen mit ganz anderen Qualitäten. Trotzdem, der Raupenkörper produziert unentwegt weitere Imago-Zellen, die er dann aus dumpfen Überlebenstrieb torpediert. Die Imago-Zellen sind die Zukunft des Schmetterlings und sind zugleich die Fortsetzung der Raupenexistenz. Und schauen wir uns das Bild im Kontext an:
Das alte bestehende System „Raupe“ fördert somit die Transformation und bekämpft sie zugleich. Die Raupe will und muss zum Schmetterling werden und bekämpft diese bedrohliche Veränderung. Es ist Streben nach einem Höheren und zugleich Widerstreben durch das Alte.
Das Wachstum neuer Zellen nimmt mehr und mehr Überhand. Das Immunsystem des alten Systems ist der Übermacht der kleinen und bis dahin ziemlich einsamen Imago-Zellen nicht gewachsen. Die Imago-Zellen bilden kleine Gruppen. Es entstehen lange Fäden von in sich verklumpten Imago-Zellen, die nun in größerem Maßstab innerhalb der verpuppten Larve untereinander Informationen austauschen. Dann, an einem bestimmten Punkt, scheint dieser lange Faden von Imago-Zellen plötzlich zu begreifen, dass er „etwas wesentliches“ ist. Etwas wesentlich Neues!

Der Umwandlungsprozess lässt sich nicht mehr aufhalten. Das Neue hat über das Alte gesiegt! Die Raupe ist Vergangenheit und hat sich in einen Schmetterling verwandelt.
Meditieren wir dieses Bild!
Sehen wir das Leben im Bilde des stetigen Wandelns und Verwandelns. In jedem von uns ist ein Schmetterling angelegt…
Starten wir die Geschichte. Der Einfachheit und der Spannung halber in der Raupenperspektive. Und mit der Frage: Warum gibt es Auftragskiller?

Donnerstag, 6. 3. 2025
Man nannte sie auch die Zwillinge. Groß gebaut, ohne Skrupel und sehr geschickt, wenn es darum ging, schnelles Geld zu machen. Es war kurz vor 22 Uhr und sie wussten, dass mit großer Sicherheit gleich zwei Fahrzeuge das gut gesicherte Firmengelände von Achim Blacky King (ABK) verlassen würden. Ein neutraler Familienvan sowie ein kleiner roter Alfa Romeo Spider.
Alles musste schnell gehen, sehr schnell. Geduldig warteten sie, zogen an ihren polnischen Zigaretten und starrten in die Nacht. Sie lebten in einer Zeit der Korruption. Menschen ohne Moral und mit Willen zur Macht – meist aus Politik und Wirtschaft – und mit viel Kapital ausgestattet – waren ihre Auftraggeber. Ihre Profession:
Schnelles und sicheres Eleminieren von Warmblütern. Das einzige Kriterium: Der Preis musste stimmen.
Seit einiger Zeit eröffnete sich für sie ein neues Betätigungsfeld: Nachdem die Folgeschäden der mRNA-Impfungen nicht mehr zu verheimlichen waren, füllten sich ihre Auftragsbücher mit lukrativen Aufträgen von geschädigten, kapitalstarken Privatpersonen, die sich an ihren Ärzten nicht nur juristisch rächen wollten. Auch hier gingen die Zwillinge mit eine routinemäßige Professionalität vor, so dass Ärzte, die bereitwillig und ohne Skrupel mit kaum getesteten Giftspritzen ein Vermögen gemacht hatten, immer öfter „an ungeklärten Todesfolgen“ – wie die Presse berichtete, starben.
Aber zur Zeit bedienten die Zwillinge noch eine andere Baustelle…

Dember 2023.

In Johannesburg war er endlich dabei gewesen. Und hatte zu der erlauchten Gruppe derjenigen gehört, die versteckt die Weichen im Weltgeschehen steuern.
Seine Recherchen über diese verschwiegene Gruppe der Macht hatten ergeben, dass solche Treffen seit dem Jahre 1954 regelmäßig hinter dicht verschlossenen Türen abgehalten wurden. Hier trafen sich einflussreiche Personen aus Wirtschaft, Militär, Politik, Medien, Kirche und Adel.
Die erste Konferenz fand auf Einladung von Prinz Bernhard der Niederlande im Hotel Bilderberg in Oosterbeek statt. Deswegen der Name Bilderberger.
Im November 2023 war er, Achim »Blacky« King, endlich einer von ihnen…

Februar 2025

Jakobsthal, ein kleines Nest mit 500 Häuschen und ca. 600 Meter über dem Meeresspiegel – in der Nähe von Aschaffenburg – gelegen. Inmitten von Bergen, Wälder und außen herum eine noch relativ intakte Natur…
Ich bin im Alten Bock, einer der wenigen Einkehrlokale hier in der Einsamkeit. Und trinke meine Buttermilch. Außer mir sitzt noch Stephan an der altertümlichen Holztheke. Ein sonniger Typ mit wettergegerbtem Gesicht und mindestens 80 Jahren auf dem Buckel. Er verfolgt die Nachrichten auf dem kleinen 3-D Fernseher in der Ecke, deren Audio-Infos ungefragt in meinen Gehörgängen landen.
Aber kurz zur Buttermilch. Der Alte Bock ist meine Zufluchtsstätte. Ray, der 120 Kg-Mann mit dem Kaiser-Wilhelm-Bart, dem diese urige Hütte gehört, hatte ich ins Herz geschlossen – und er mich. Hier pflege ich meine Macken: wie gesagt, Buttermilch anstatt Bier und natürlich extra zubereitete Körnerplätzchen anstatt Schweinshaxen!
Ich nehme einen weiteren Schluck aus dem Glasbecher. Wie mir Ray erzählt hatte, hielt er sich eine eigene Kuh. Und man schmeckte dies!
Tja, und wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, bin ich bei Ray, und wenn ich Probleme wälze, bin ich bei Ray. Und mein spezielles Problem ist zurzeit der alte Goethe, genauer gesagt seine Farbenlehre.
Rays lapidarer Kommentar zu dem Thema ist: »He Mann, warum selber denken, wenn es andere schon für dich getan haben« – was so oder so zu verstehen ist…

Ich nehme den letzten Schluck meiner 3-ten Buttermilch und höre Rays Stimme hinten im Gastraum: »Hübsche Beine, sagen Sie, wann hätten die geöffnet?« Ich drehe den Kopf und sehe im Profil eine junge Frau in einem roten Mantel an dem Ecktisch sitzen. Die endlos langen und grazilen Beine, die in schwarzen Stiefeln stecken, sind nicht zu übersehen. Rays Mundwerk konnte manchmal mehr als peinlich sein. Räuspern von Stephan, der mich anschaut und dezent den Kopf schüttelt. Ich höre nicht ihre Antwort, aber Ray kommt mit rotem Kopf zurück und gießt ihr schweigend eine Apfelsaftschorle ein. Und es ist die vierte Buttermilch, bei der ich sie – Ursel – kennen lerne. Dies war Anfang Februar, 2025…

März 2025

Blacky hatte unruhig geschlafen. Mit einem Ruck erwachte er, als das erwartete Signal des Sms – Einganges ertönte. Er aktivierte die Lichtkonsole, schaute auf seine Breitling und sah die Zeiger auf 2 Uhr stehen. Er griff nach dem Handy auf seinem Nachttisch und las die Meldung: »All okay«.
An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken.
Hastig versuchte er aus dem Bett zu springen, was ihm aufgrund seiner Größe und der Gewichte, die sich seit einigen Jahren um seine Taille angesammelt hatten, nicht leicht fiel.
Er ging in den Baderaum, wo ein Bewegungssensor für taghelle Beleuchtung sorgte. Er warf einen Blick in den großen 3-D-Wandmonitor, der alle unvorteilhaften Details seines Gesichtes und Oberkörpers wiedergab. Unter seinen immer noch schwarzen Haaren, die er wie früher mit einem Pferdezopf bändigte, lugten gerötete Augen hervor. Der Hals verschwand hinter einem Doppelkinn. Die vielen Drinks – er dachte auch an den Whisky von gestern Abend – hatten rote Ästchen auf Backen, Kinn und Nase moduliert.
Nach der Dusche zog er den Kimono über, ging in die im Wohnbereich integrierte Küche, warf die Beleuchtung an und brühte sich einen Espresso. Er setzte sich auf den Barhocker, der an der Theke zum Wohnzimmer stand und ließ den Kaffee in die Tasse laufen. Dann zündete er sich seine Zigarillo an, deren Rauch er gierig inhalierte.
Er dachte an den gestrigen Abend mit Rose, eine seiner Mitarbeiterinnen…

Die unerwarteten Fertigstellung der Herz-Komponente sowie die phantastische Zusatzkomponente und deren Umsetzung waren ihm jetzt förmlich zugeflogen!
Vor Jahren schon hatte er in Amerika an diesen Themen geforscht und wie ein Tier gearbeitet. Jedoch ohne nennenswerte Resultate!
Die jetzigen Erfolge bedeuteten nur eines: Macht und Geld, viel Geld. Und immer deutlicher wurde es ihm: Jeder Mitwisser, in diesem Falle Dr. Rothma und Dr. Amfenst, waren ein unkalkulierbares Risiko auf seiner Erfolgsleiter. Sie mussten sofort und ohne Skrupel ausgeschaltet werden.
Durch sein Netzwerk hatte er entsprechende Beziehungen. Der Große Blonde, der ihm auch die Drogen und seine Mädchen lieferte, war hierfür der richtige Ansprechpartner. Er leitete eine Organisation, die sich keine Fehler erlaubte und über entsprechende Kontakte verfügte…

Nach intensiven Forschungen, die sich über 3 Jahre hinzogen, kam Blacky zu der Ansicht, dass Elektrizität nichts anderes sei als eine bestimmte Form verdichteter atomarer Schwingung. Und als solche eine Vorstufe zu den eigentlichen Ätherkräften bildet, die in sich weitaus höhere vitalisierende Kraftpotentiale enthielten. Nun, ähnlich wie Keely erging es ihm auch. Nicht ganz, wenn er ehrlich war. Keely konnte praktische Demonstrationen vorweisen. Was ihm, trotz Keelys Vorgaben, nicht gelungen war. Außer einer riesigen Datenbank theoretischer Konzepte blieben nennenswerte praktische und vermarktbare Umsetzungen aus. Trotzdem wurden zwei seiner Arbeiten in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht, die jedoch keine Resonanzen in Kollegenkreisen hervorriefen.
Von Reich, Keely, Schauberger und weiter zu den Ideen des Georges Lakhovsky war es kein weiter Weg. Und bei der Weiterentwicklung von Lakhovskys Ideen hatte er verwertbare Erfolge erzielen können. Die zwar finanzielle Gewinne abwarfen, ihn aber nicht befriedigt hatten. Seine Forschung hatten der Informationsübertragung gegolten. Schlagen wir eine Gitarrenseite an, schwingt z.B. die Seite einer sich in der Nähe befindenden Gitarre mit. Jeder Stoff hat seine eigenen Schwingungen, die im feinstofflichen Bereich Informationen abgeben. Ja, sogar lebende Zellen besitzen Schwingkreise, so Lakhovsky, die in Resonanz treten, wenn sie elektromagnetischen Wellen ausgesetzt werden, die ihrer eigenen Wellenlänge entsprechen…
Nach dem er eine Art Kopierer entworfen und konstruiert hatte, mit dem die fein-stofflichen Schwingungen kopier- und reproduzierbar wurden, verzeichnete er z.B. im Bereich der Wasseraufbereitung mit Hilfe von Sauerstoff- und Quarzkristallinformationen sensationelle Erfolge. Stark verschmutzte Seen und andere Gewässer wurden ohne aufwendige Technik oder Chemikalien wieder sauber. Diese Technik meldete er als Patent. Waterclean in Amerika und die Plocher GmbH in Deutschland hatten etliche Dollars und Euros für die Verwertung bezahlt
Auch war er maßgeblich an der Einführung der Smart Grid, der »intelligenten« Stromzähler beteiligt gewesen, in denen seine Software integriert war. Mit dem Argument der besseren Energieeffizienz – so lautet das suggestive Stichwort zur Rechtfertigung der Zwangseinführung von »schlauen« Zählern. Er wusste, dass dies nur bedingt stimmte. Hauptgrund der Einführung war eine ungeahnte exakte und detaillierte Energienutzungsprofilerstellung aller Haushalte…
Seine Gewinne steckte er in weitere Forschung der Informationsübertragung, denn er wollte einen Level weiter… An die wichtigste Informationsquelle überhaupt – an das menschliche Gehirn. Und Jane, seine damalige ihn heiß liebende Freundin, hatte alle seine Versuche ohne Murren über sich ergehen lassen. Trotz seiner Brillanz und all dem Wissen gelang es ihm nicht, Informationen, in diesem Falle Denkinhalte, auf Jane zu übertragen. Seine teuren und zeitaufwendigen Versuchsreihen – tls. auch unter starken bewusstseinsverändernden Drogen – waren ins Leere gelaufen und vollkommen missglückt. Nun, es gab für alles seine Zeit.
Und die schien jetzt gekommen zu sein….

Januar 2025 Himalaya, Heiliges Zentrum

Gargi Hita – was übersetzt etwa »der liebenswerte alte Weise« bedeutete – genoss wie jeden Tag die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Er konnte von sich behaupten, alle Erdteile dieser Welt bereist und kennen gelernt zu haben. Und jetzt hatte er den Platz gefunden, an dem er die Energie des Universums so konkret verspüren konnte wie nirgendwo sonst: Hier in seinem Wohnsitz nahe des Himmels…
2020 erlebte er, wie sich die Gesllschaft spaltete. Eine Pandemie wurde ausgerufen, die binnen kürzester Zeit tausende von Menschen hinraffen sollte. Menschen mit Mund- und Nasenmasken bestimmten das Weltbild, die Älteren wurden Zwangseingesperrt und die Gesunden wurden mit sogenannten Notstandsgesetzen tyrannisiert…
Nun, er kannte niemanden, der an diesem tödlichen Virus verstorben war. Menschen mit konträren Meinungen wurden mundtod gemacht oder als Verschwörungstheoretiker oder als Nazis abgestempelt – auch kritische Wissenschaftler und Ärzte mit nicht politisch konformen Aussagen zensierte oder negierte man. Und anstatt Tote durch die Grippe wurden weltweit die tödlichen Nebenwirkungen einer Impfkampagne erkennbar… Angst vor dem Tod war der subtile Faktor, der die Menschen zu leicht steuerbaren Marionetten machte. Und die gleichen Subjekte versuchten jetzt eine Klimaphobie aufzubauen…

Atiu, im Jahre 2019

Verbissen hatte er sich in seine neueste Erfindung, die ihn den Frust des Verkaufs seiner Blue-Beam-Technik, die lebensechte gigantische Holoprojektionen in der Atmosphäre ermöglichte, zeitweise vergessen ließ. Ihm war es gelungen, den Umwandlungsfaktor innerhalb der modifizierten Vinylchloridfaser um fast 100 Prozent zu steigern. Das garantierte bei einer normalen Körperoberfläche genug Energieproduktion, um die Akkus für die Human-Light-Triebwerke, wie er sie nennen wollte, mehr als ausreichend mit Energie zu versorgen. Auch wenn Wolken die Sonne bedecken sollten.
T.A. war begeistert, als er in den unteren Laborräumen die Testresultate der neuen Faser studierte. Er pfiff anerkennend, als er dann den fast fertigen Versuchs-Flugkörper sah, dessen Energiebedarf ausschließlich durch aufgefangenes Sonnenlicht gedeckt wurde. Dieser erinnerte an eine aerodynamisch gestylte zweirädrige Rennmaschine. Nur durch die Tatsache, dass rechts und links neben den Rädern stummelschwänzige Flügel herausragten und am hinteren Teil mittig zwischen den zwei Triebwerkstöpfen ein Mikroleitwerk nach oben ragte, ließen im Betrachter Zweifel an einer reinen Roadmaschine aufkommen.
Wie immer bei seinen rekordverdächtigen Erfindungen hatte T.A. auch jetzt keine Kosten gescheut. Gezielt gesteuerte PR in den Medien und Gerüchte, die an die weltweit verstreuten Komponentenhersteller lanciert wurden, ließen die Klatschpresse sich an Spekulationen überbieten…

T.A. war wieder mit seinem Hausarzt zu irgendeiner Therapie unterwegs, und so genoss der Große die Abende mit ihr. Seit einiger Zeit trug sie kürzere und etliche rote Silbesträhnchen in ihren sonst schwarzen Haaren, einen Tattoo mit einem ziemlich widerlichen, behörnten Männerkopf am Bauch sowie zwei Minidiamanten als Piercing im Intimbereich. Die schwarzen Kerzen waren ihm erst gestern aufgefallen. Nun, heute waren sie unübersehbar in einem Kreis auf dem Abstelltischchen dekoriert. Und in ihrer Mitte stand ein aus schwarzem Edelholz geschnitzer erigierter Penis.
Sie sah die Fragezeichen in seinen Augen und meinte dann lapidar: »Großer, du weißt es noch nicht, aber ich bin jetzt eine Hexe!« Dann erzählte sie ihm von ihrer neuen Bekannten Lea, die sie seit einiger Zeit zu den Voodooritualen in eine kleine Hütte nicht unweit des Sees, mitnahm. »Großer, das ist echt spannend. Du musst wissen, dass Voodoo eine relativ harmlose hybride Religion aus vielfältigen afrikanischen, islamischen, katholischen und auch indianischen Elementen ist, die sich in Folge aus Herkunft und Geschichte der Sklaven in Westindien ergab. Tja, und jede Gruppe verehrt eine bestimmte Tradition, eine heilige Figur oder einen Loa, also einen Geist… Und das mit den Zombies: Mein Gott, das sind alles nur dumme Sprüche, die ihren Ursprung in den Randbereichen des Voodoo-Kultes haben«. Dann erzählte sie ungefragt von den rituell vollzogenen Vereinigungen mit einem Loa. »Es gilt als eine Ehre, von Göttern »geritten« zu werden. Menschen, die von Göttern während Trancezeremonien kurzzeitig eingenommen wurden, werden im Voodoo hoch geehrt… Ja, auch Tieropfer, etwas Alkohol und die Trancetänze… Das macht irgendwie total an! Und das Hexendasein ist spannend… Beim Ausführen der Rituale sind die alten überlieferten Kräfte stark zu spüren… Das hat aber nichts mit schwarzer Magie zu tun… Willst du nicht mal mitkommen? Lea würde sich freuen!«
Er hatte sich dann ein paar Stunden Zeit genommen und im Internet recherchiert.
Immer wieder wird Voodoo mit Schwarzer Magie gleichgesetzt. Genährt wurden diese Vorstellungen durch die Praktiken des Totenkultes und den Glauben an die Wiederbelebung längst Verstorbener. Auch gibt es Gerüchte über die Tötung von Kindern und Ritualmorden – dies sei aber meist nur Gräuelpropaganda konkurrierender Religionen. Unter Schwarzer Magie wurde er fündig und runzelte die Stirn.
Schwarze Magie ist die verderbliche Seite der magischen Praxis. Sie zu üben bedeutet, ein Bündnis mit der dunklen Kraft einzugehen, und beginnt da, wo okkulte Tätigkeit ohne selbstloses Weltinteresse in die Welt getragen wird. Praktisch beginnt der Weg zur schwarzen Magie damit, in ein Lebewesen zu schneiden und dabei Lust an dessen Schmerz zu empfinden. Sexuelle Ausschweifungen fördern das Gedeihen der schwarzen Magie… Der Schwarzmagier dürstet danach, zu töten und die Lebenskraft alles Lebendigen an sich zu reißen… Es besteht ein fortwährender Kampf auf der Erde zwischen der weißen und schwarzen Magie. Auf der einen Seite, der weißen Magie, wird danach gestrebt, die Leidenschaften zu läutern, das Bewusstsein des einzelnen zu stärken und die Menschen für das Geistige zu öffnen… Und auf der anderen Seite steht das Streben nach Verstärkung der Sinnlichkeit, nach dem Ausleben der Triebe und Leidenschaften, um den Menschen an die Materie zu binden…
Die heutigen Eingeweihten der schwarzen Magie leben, meist unerkannt, unter der Maske eines bürgerlichen Berufs, mitten unter uns. Dabei wissen oft nur die oberen Ränge voneinander. Neue Mitglieder werben die Praktizierenden der schwarzen Magie durch Entfachung von Neugierde an »Schwarzen Messen«. Dabei wird den neuen Aspiranten ein Schweigegelübde abgenommen, auf dessen Bruch der Tod stehen kann…

2025

Es war nicht allzu lange her. Molly – mein Agent und Galeriebesitzer – war mit der blonden Erna bei mir im Holzhaus aufgetaucht. Er hatte einen in Komplementärfarben gestylten Blazer an und trug hochhackige weiße Lederstiefel.
Ich hatte noch nicht die Türe geöffnet, da hörte ich ihn schon lautstark lamentieren: »Es gibt keine reine Linie, Erny, schaue mal bewusst die Dinge an! Was siehst du wirklich?« Während sie durch die Tür kamen und er sich die Couch in meiner kleinen Sitzecke neben dem Kamin frei räumte, rief er laut: »Mike, sag du es Erny!«
»Ja, sag du es mir!« Erna war sehr dicht an mich heran gekommen. Ich machte einen Abgang in die Küche und fragte laut, wer noch alles was trinken will… Und antwortete: »Erny, wenn du genau auf die Gegenstände schaust, siehst du nur Farbunterschiede… mal heller, mal dunkler, aber Linien konstruieren wir uns nur im Kopf… okay?«
Und dann kam Molly wieder auf die weltweite Kampagne gegen Grenzen und Werte zu sprechen.
»Da Grenzen ein wichtiges Element jeder Organisation sind, bedeutet ihre Abschaffung Desorganisation – vulgo »Chaos«. So, als würde man im menschlichen Körper mit einem Medikament sämtliche Zellmembranen auflösen und/oder die Nierenzellen animieren, doch bitte in die Leber zu wandern. Und lass mich noch etwas tiefer gehen: Hast du gewusst, dass der US-Auslandsgeheimdienst an der Auflösung der gegenständlichen Kunst mit beteiligt war und die moderne Kunst als eine Art Waffe im Kalten Krieg einsetzte? Werke von Künstlern wie Jackson Pollock, Robert Motherwell, Willem de Kooning – die wurden gepflegt und gehegt! Und der Abstrakte Amerikanische Expressionismus wurde rund um die Welt geschickt. Sinn der Sache war: Dem streng organisierten sozialistischen Realismus etwas entgegenzusetzen und diesen damit quasi zu desorganisieren. Die »International Organisations Division« (IOD) der CIA unter Tom Braden tat sich besonders hervor. Sie förderte Zeichentrickfilme, amerikanische Jazzmusiker, die Filmindustrie, Verlagshäuser, sogar die Reiseschriftsteller für die gefeierten Fodor-Reiseführer… Und auch das weltberühmte New Yorker Museum of Modern Art war auf vielfältige Weise mit der CIA verbunden. Und verdammt noch mal, bekannt ist der »Kongress für Kulturelle Freiheit«, der nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere Hundert Millionen Dollar in ein so genanntes Kulturnetz investierte mit dem Ziel, eine völlig neue und politisch genehme Kulturszene »anzupflanzen«. Eine -Dokumentation von arte wies 2006 nach, »dass die Einflussnahme bis in die Sendeanstalten reichte. Und dass prominente Künstler wie der spätere Nobelpreisträger Heinrich Böll unwissentlich für den amerikanischen Geheimdienst tätig waren…«
Molly hatte sich heiß geredet und entledigte sich seines Jacketts. Erna, die neben ihm saß, hatte ihren Arm um ihn gelegt und schnurrte: »Molly-Hase, mach mal ne Pause…«…

Samstag 8.März.2025

Trotz der gedanklichen Abschweifungen komme ich ganz gut weiter – das Blau findet seinen Platz fast von selber, die körnige Sandstruktur, die ich als Grundierung in verschiedenen Qualitäten einsetze, zeigt dem Pinsel den Weg.
Ich schaue auf die Uhr, es ist schon bald wieder Mittag! Eine gewisse Unruhe hat mich befallen – liegt es an der kalten Pfeife, Kaffeeentzug oder Hungergefühl? Oder sollte ich meinen 6 km-Waldlauf noch nachholen? Plötzlich: Der kleine Sirenenton im Kopf ist da. Raphaela, meine Tochter hat nicht angerufen! Es ist für uns ein schönes Ritual geworden: Jeden Freitag Abend meldet sie sich und erzählt über ihre Studienfortschritte und alles, was sie so beschäftigt – Auch bin ich immer informiert, wie ihr aktueller Freund jetzt heißt. Raphaela, mein Augenstern, was ist los!
Ich streiche den Pinsel aus, nehme das Handy und drücke ihre Kurzwahlnummer. »Diese Nummer ist zur Zeit nicht zu erreichen, bitte probieren Sie es ein anderes Mal«, nervt es mich ins Hirn. Was ist los, hat sie heute am Samstag eine Vorlesung?…

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Er, Zlota, war der Leader im Team. Immer öfters dachte er daran,
auszusteigen. Und irgendwie hatte er es im Urin, dass jetzt der
richtige Zeitpunkt gekommen war… Mit dem Silberköfferchen voller Euros kämen sie weit und würden sich eine Menge
Scherereien sparen, falls Spiderman irgendwann auftauchen sollte.
Es dämmerte bereits, als sie von der A4, die sie Richtung Görlitz gefahren waren, bei der Abfahrt Löbau herunterfuhren. In Richtung Bernstadt auf dem Eigen und dann weiter…
Die Straßen wurden immer schmaler, je näher sie der Polnischen Grenze kamen. Irgendwann verließen sie die Bernstedter Straße in Richtung Norden. Und von diesem notdürftig geteerten Ackerweg bogen sie dann nach kurzer Zeit in einen Feldweg ab, der an Wiesen und kleinen Wäldern entlangführte. Bis vor ihnen die baufällige Burgruine im Morgenlicht auftauchte, die mitten in einem freien Gelände lag. Plötzlich rüttelte Zlota am linken Bein seines Bruders: »Lass Deine Halskrause und den Verband verschwinden – das sieht schlimmer aus als es ist… und überleg` dir eine Erklärung.«
Milos war aus dem Dämmerschlaf aufgewacht und machte sich protestierend daran, den Befehl von Zlota auszuführen. Verband und Halskrause warf er dann im hohen Bogen aus dem Seitenfenster.
Sie fuhren den Feldweg weiter und näherten sich einem unscheinbaren Lattenholzzaun, der das flache Gelände, welches zur Ruine hin zu einem sanften Hügel anstieg, umschloss. Mittig der Ruine ragte ein Turm in die Höhe. Darunter war das Haupthaus, umgeben von zwei stark mitgenommen aussehenden Steinbauten rechter und linker Hand. Das östliche Gebäude diente als Scheune, in der zur Tarnung etliche Kühe und Schafe untergebracht waren. In der Hütte auf der westlichen Seite lagerten im offenen Teil Landmaschinen, die schon lange nicht mehr eingesetzt wurden und rechts davon, dem Haupthaus zugewandt, war hinter morsch aussehenden Scheunentoren, die nach innen mit rammsicheren Metallplatten verstärkt waren, der Fuhrpark untergebracht. Unter anderem standen dort die zwei Hummer, ein Ferrari, ein Porsche, ein Rover und, wenn sie nicht mit dem unscheinbaren Van unterwegs waren, ihr Fahrzeug. Ein unterirdischer Gang verband das Haupthaus direkt mit der Garage.
Sie wussten, dass das Gelände besser abgesichert war als Fort Knox. Bewegungsmelder und Wärmesensoren waren am Holzzaun angebracht und hinter den Zinnen des halb verfallenen Turmes waren schwenkbare Videokameras installiert…

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Blacky
Wie unter Fieber saß er schon morgens um 8 Uhr an seinem Terminal…
Und fünf Tage später, es war der entscheidende Dienstag, tauchte der Chapeau-Mann frühmorgens im Labor auf. Er erinnerte sich an das Gesumme der Neonröhren und der Geräuschkulisse aus der Tierhaltung. Er saß gerade vor seinem Computer und konzentrierte sich auf die Erweiterung des Verschlüsselungscodes des Modul-Herzstücks. Als er das Zittern an seiner rechten Schulter verspürte, wie damals bei den Klausuren. Er wendete sich leicht um. Eine Hand lag auf seiner Schulter. Und als er den Blick nach oben wandte, schaute er in die tiefschwarzen Augen, die ihn unter dem Borsalino anstarrten. Das Einzige, was sich bewegte, waren die menschenähnlichen Figuren auf der weißen Krawatte, welche die Hamsterräder bewegten. Er wunderte sich wieder im Nachhinein, dass er in den Sekunden dieser nur für ihn erlebbaren und doch so realistischen Erscheinung weder Angst noch Panik empfunden hatte. Im Gegenteil. Eine große Ruhe strömte vom Chapeau-Mann aus. Ganz anders als das letzte Mal. Die gespenstige Erscheinung nachts im Badezimmerspiegel erzeugte jetzt noch Übelkeit in ihm.
Dann war er wieder alleine, das Zittern in seiner Schulter war verschwunden und es schien ihm, als ob seine Blutbahnen Energieimpulse bis in seine Hirnzellen hinein katapultierten. Gleichzeitig merkte er, dass seine Finger wie selbstständig Befehle in die Tastatur eingaben
Wie in Trance hatte er weiter gearbeitet und dabei mit einer unglaublichen Sicherheit Strukturen erweitert und Formeln in den Rechner eingegeben. Erst das Erscheinen von Dr. Rothma, der gleich im Tiertrakt verschwand, riss ihn in die Realität zurück. Und er erinnerte sich genau an diesen Moment. Denn plötzlich veränderte sich der Bildschirm und auf dunklem Hintergrund begannen sich Zahlenreihen aufzubauen. Wie hypnotisiert starrte er darauf, als sich zwei Textzeilen aus den Zahlen heraus kristallisierten. Die sich wohl für ewig in sein Gehirn eingebrannt hatten. Die erste Zeile lautete: »Schwingungskomponente ergänzt, fertig gestellt und einsatzbereit«. Und darunter: »Eigenschwingung-Informationsübertragung mit Rückkopplung kann aktiviert werden.«

Schwarzwald – Titisee

“Durch solche Meditation geht eine völlige Verwandlung mit dem Geheimschüler vor. Er fängt an, über die Wirklichkeit ganz neue Vorstellungen zu bilden. Alle Dinge erhalten für ihn einen anderen Wert. Immer wieder muss es gesagt werden: nicht weltfremd wird der Geheimschüler durch solche Wandlung. Er wird auf keinen Fall seinem alltäglichen Pflichtenkreis entfremdet. Denn er lernt einsehen, dass die geringste Handlung, die er zu vollbringen hat, das geringste Erlebnis, das sich ihm darbietet, im Zusammenhang stehen mit den großen Weltwesenheiten und Weltereignissen. Wird ihm dieser Zusammenhang durch seine beschaulichen Augenblicke erst klar, dann geht er mit neuer vollerer Kraft an seinen täglichen Wirkungskreis. Denn jetzt weiß er: was er arbeitet, was er leidet, das arbeitet, leidet er um eines großen, geistigen Weltzusammenhanges willen. Kraft zum Leben, nicht Lässigkeit quillt aus der Meditation.
Mit sicherem Schritt geht der Geheimschüler durch das Leben. Was es ihm auch bringen mag, lässt ihn aufrecht schreiten. Vorher hat er nicht gewusst, warum er arbeitet, warum er leidet: jetzt weiß er dies.
Wer sich durch die Meditation erhebt zu dem, was den Menschen mit dem Geist verbindet, der beginnt in sich das zu beleben, was ewig in ihm ist, was nicht durch Geburt und Tod begrenzt ist. Nur diejenigen können zweifeln an einem solchen Ewigen, die es nicht selbst erlebt haben. So ist die Meditation der Weg, der den Menschen auch zur Erkenntnis, zur Anschauung seines ewigen, unzerstörbaren Wesenskernes führt, welcher sich durch wiederholte Erdenleben gestaltet. Wie mein Heute nur das Ergebnis von Gestern ist, mein Morgen nur das Ergebnis meines Heute sein wird: so ist mein Leben Folge eines andern; und es wird Grund sein für ein anderes. Wie auf zahlreiche Gestern rückwärts und auf zahlreiche Morgen vorwärts der irdische Mensch, so blickt die Seele des Weisen auf zahlreiche Leben in der Vergangenheit und zahlreiche Leben in der Zukunft. Was ich gestern erworben habe, an Gedanken, an Fertigkeiten, das benütze ich heute. Ist es nicht so mit dem Leben?”
Gerne und oft dachte Mirjana an diesen Menschen namens Reniets, den sie damals bei ihrer Tante kennen lernen durfte. Ihr Tagebuch mit seinen Gedanken hütete sie wie einen Goldschatz. Und immer deutlicher wurde ihr die Tatsache, dass es keine Zufälle gab
Viel war inzwischen passiert…
Mirjana und Johannes lebten nun schon fast vier Jahre zusammen. Vor drei Jahren hatten sie beschlossen, die kleine Erbschaft von Mirjanas Tante als Schicksalswink zu sehen. Sie erwarben das Grundstück direkt neben dem öffentlichen Schwimmbad am Titisee – ein kleiner Ort, idyllisch eingerahmt in die Berge des Mittelschwarzwaldes. Mit Mietbooten, einem kleinem Stehcafé und durch geführte Wanderungen zu Fuße oder im Winter auf Langlaufskiern versuchten sie, ihre Brötchen zu verdienen.
Sie hatten zuerst sechs gebrauchte Baucontainer aufgestellt und einen riesigen Dieseltank für eine autarke Energieversorgung in eine mehrere Meter tiefe Grube eingebaut. In dem größten Container lebten sie, voll gestellt mit kreativ zusammengewürfelten Sperrgutmöbeln…

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Montagnacht, 10.März.2025

Assimov hatte seine MP entsichert und fuhr in Schrittgeschwindigkeit auf die Lichtung zu. Er sah im reflektierenden Licht des Schnees die Umrisse eine Holzhütte, so wie sie Papa Keller beschrieben hatte. Davor parkte ein Fahrzeug. Alles schien dunkel, doch er meinte, Rauch aus dem Schornstein aufsteigen zu sehen. Plötzlich wurde eine Tür aufgestoßen und im schwachen Lichtschein erschienen drei Personen, alle in Eile. Sie stürzten auf das Fahrzeug zu, rissen die Türen auf und sprangen hinein. Jetzt sah er, dass das Fahrzeug ein älterer Jeep sein musste. Er runzelte die Stirne. Drei Personen? – und sie schienen gewarnt worden zu sein. Damit hatte er nicht gerechnet. Trotzdem fühlte er sich Herr der Situation. »Wollen wir mal Licht in die Dunkelheit bringen«. Er gab den entsprechenden Sprachbefehl und plötzlich erstrahlte die gesamte Lichtung vor ihm in gleißendem Licht der Mega-Strahler auf dem Fahrzeugdach. Er sah den Jeep, der beim starten ins Schleudern kam und jetzt brutal beschleunigte. Die Scheinwerfer leuchteten auf und das Fahrzeug jagte mit großer Geschwindigkeit vor ihm her direkt auf den Wald zu. Auch er gab Gas und konnte ein Grinsen nicht vermeiden. Per Sprachbefehl öffnete er das Fahrerfenster, um die MP in Anschlag zu bringen. Aber noch brauchte er beide Hände, um sein Fahrzeug in der Spur zu halten. Ihm war klar, auch wenn der Fahrer im anderen Fahrzeug noch so gut war, er hatte keine Chance gegen ihn und seinen Hummer…

Der Wald kam näher, und schon streiften die Äste das Fahrzeugdach. Schnee und Eis fegten am Wagen vorbei. Er trat das Gaspedal durch und holte ständig auf, bis er nur noch einige Meter Abstand zur Stoßstange des anderen Fahrzeuges hatte. Das grelle Licht der Scheinwerfer erleuchtete auch den Innenraum des Jeeps und er sah die Umrisse auf der Rückbank sitzenden Person klar und deutlich. Assimov fletschte die Zähne, und er spürte das Adrenalin. Er stieß einen Urschrei aus und drückte das Gaspedal durch. Er hörte die Power der Maschine und packte das Lenkrad fester. Die Bäume jagten heran und kamen bedrohlich nahe… Jetzt war die Zeit, seinen Jagdobjekten zu zeigen, was Sache war. Er nahm die MP in die linke Hand und hielt sie aus dem geöffneten Fenster. Im Lichtkegel sah er, dass der Jeep auf eine Kurve zu raste und bremste leicht ab. Auch das andere Fahrzeug fuhr langsamer, um gleich wieder die Geschwindigkeit zu erhöhen. Jetzt`. Er zielte und war sich bewusst, dass er niemand töten sollte – jetzt noch nicht. Erst musste er den Datenträger haben. Er drückte den MP-Abzug durch und sah, wie das Fenster in der Heckklappe des Jeeps zersplitterte und dann in tausend Einzelteile um seine eigene Frontscheibe stob. Assimov jubelte. Genau das war sein Ding. Die Opfer erst mal kitzeln, man könnte auch sagen, vorgaren… .

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Mike
Ich werfe einen Blick auf David und Andrea. Sie atmen regelmäßig und schlafen tief und fest. Ich gehe mit leisen Schritten zum hinteren Bett. Dort sehe ich im matten Kerzenschein, der aus dem Wohnzimmer kommt, wie der Gangster sich ruckartig bewegt und versucht, sich aufzurichten. Ich schaue mir diese Versuche in Ruhe an und merke, wie sich wieder Aggression und Wut in mir hochschrauben. Auch er muss mich wahrgenommen haben. Sein Kopf ist mir zugedreht, das matte Licht reflektiert sich in seinen Augen. »Können Sie mich verstehen«, frage ich leise, wobei ich mich zu ihm herunter beuge. »Verdammt, ja, machen Sie mich frei – ich bin verletzt«, höre ich seine zornige Stimme. Wieder steigt Wut in mir auf. Ich trete hinter das Bett, greife blitzschnell unter seine Schultern, ziehe ihn unsanft herunter und schleife ihn durch den Schlafraum zur Tür. Ich platziere ihn neben dem Kamin auf dem Boden. Er strampelt und stöhnt und versucht sich freizumachen. Ich schließe die Türe zum Schlafraum. Dann prüfe ich die Fesseln. Alles noch fest und stramm. Ich lasse ihn liegen und die Zappelei geht wieder los. Erst einmal ist mir nach einem frischen Kaffee zumute. Ich verziehe mich mit einer Kerze kurz ins Bad, werfe mir etwas kaltes Wasser ins graue Gesicht, borge mir eine Bürste aus Andreas Badetasche und versuche, der Chaos-Szene des grau-weißen Wildwuchses auf meinem Kopf etwas Form zu geben. Ich übersehe geflissentlich die Stoppeln auf Backe und Kinn, die mal wieder rasiert gehörten. Dann durchquere ich mit der Kerze in der Hand das Wohnzimmer, ignoriere den zappelnden Burschen und mache mich in der Küchenzeile daran, den Holzherd anzuwerfen. Dazu lasse ich mir Zeit, um mein weiteres Vorgehen zu überlegen… Unwillkürlich denke ich an meine Staffelei, die Farben und meine Hütte in Jakobsthal. Ursel schwebt auch als kurze Imagination dazwischen – und der Wunsch, sie zu sehen. Dann taucht Raphaela auf, ein deutliches und teils überzeichnetes Bild… ein Keller, eine Scheune… gefesselt… Die latente Wut steigt wieder in mir hoch.
Ich setze den alten Wassertopf auf die Platte, suche das Kaffeepulver und schütte es in eine Kanne, als ich ein Gescheppere höre.
Ich gehe um die Ecke durch den schmalen Durchgang ins Kaminzimmer zurück und finde den Kerl auf halber Strecke zur Tür. Dabei musste er das Kamingeschirr umgeworfen haben. Anscheinend ging es ihm trotz der Wunde nicht allzu schlecht, ja, wie ich meine, fast zu gut. Ich hebe das Kamingeschirr auf, welches aus einer längeren Metallzange, einer kleinen Schaufel und einem Metallhaken besteht. Dann ziehe ich mir einen Stuhl heran und setze mich in einem Meter Abstand neben den Gangster, der mich zu ignorieren versucht. In mir kristallisiert sich immer mehr ein Gedanke: Ich will so schnell wie Möglich Informationen von dem Kerl. Dies setzt aber Kooperation voraus. So wie es aussieht, waren dort am Boden eine Menge Aggressionen am arbeiten, und nicht einmal meinen Kaffee kann ich in Ruhe zubereiten. Ich stehe auf, suche nach weiteren Kerzen und zünde sie an. Eine nehme ich in die Hand und beuge mich zu ihm hinunter. Er hat ein markantes Gesicht, und sein muskelbepackter Hals erinnert mich an einen mit Amphetaminen gefütterten Preisboxer. Seine dunklen Augen schauen mich wuterfüllt an. Mein Blut gerät wieder in Wallung. Ich beuge mich näher zu seinem Gesicht: »Höre mir gut zu… Du oder deine Spießgesellen haben Menschen getötet und – meine Tochter entführt«. Ich halte die Kerze näher an sein Gesicht.
»Und ich werde alles tun, um sie zu finden. Alles!« Ich spreche mit Wut unterdrückter Stimme weiter: »Und wenn ich sage Alles, dann meine ich dies auch so!«…

Oktober2023

Nayla entwickelte sich nicht nur zu einer gelehrigen Schülerin von Madame. Sie war ihr total verfallen. Irgendwann hatte Madame sie mit in ihr Allerheiligstes genommen. Das oberste Rundzimmer des Wasserturms bestand hauptsächlich aus Spiegelwänden und einer riesigen Polsterlandschaft, die direkt vor einem geschwungenen und mit Silber- und Goldkacheln ausgelegten Swimmingpool endete. Hinter dem Pool befand sich eine weitere Spiegelwand, deren oberes Drittel fast vollständig von einem Monitor bedeckt war
Ein Teil des Deckengewölbes über der Polsterlandschaft bestand aus einer Ansammlung von weiteren Display- und Holoprojektoren, die direkt auf eine fast durchsichtige Glasdecke mit Blick in den Himmel montiert waren.
Und Madame hatte ihr gezeigt, was die Polsterlandschaft mit ihren konvexen und konkaven Formen und beweglichen Massagemodulen für einen Spaßfaktor ermöglichte. Auch zeigte sie ihr eine Anzahl von Spielzeug, und schnell merkten beide, dass sie fantastisch harmonierten…

Sie neigen dazu, seltsame, bisweilen unberechenbare Dinge zu tun. Soziopathen kennen kein Gefühl von Scham, Schuld oder Reue. In ihrem Gehirn sind die Schaltkreise, solche Emotionen zu verarbeiten, nicht angelegt. Deshalb können sie Menschen bedenkenlos betrügen, bedrohen oder ihnen Leid zufügen. Sie tun alles, was ihrem Selbstinteresse dient, auch, wenn sie anderen damit schaden. Und genau diese Qualitäten bewunderte Nayla bei Madame.
Anfangs hatte sie Alpträume. Und sie erinnerte sich an das erste Mal und die Intensität der Messe, obwohl zwischen ihr und den Handelnden ein Bildschirm geschaltet war.
Die Kamera musste mit einem lichtstarken Weitwinkelobjektiv versehen sein und erlaubte eine Übersicht über das gesamte düstere Gewölbe, in welchem sich Vixy, Tom und weitere drei Personen befanden. Alle mit einem schwarzen Umhang und mit Gesichtsmasken bekleidet. Tom sah ziemlich furchterregend in seinem schwarz-roten Latexanzug aus. Sein Kopf war bedeckt von einer ägyptisch anmutenden Gesichstsmaske, auf der zwei Hörner thronten. Vixy hatte unter ihrem schwarzen Kaftan, den sie vorne geöffnet trug und ihre langen Beine, die in High-Heels-Lederstiefeln steckten, nur einen knappen Gürtel umgebunden. In dem mehrere chirurgische Instrumente im Kerzenlicht aufblitzten. Ihr Gesicht war durch eine Augenmaske verdeckt und ihre Hände steckten in schwarzen Fingerhandschuhen…

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20. März.2025

Blacky griff über den Kopf und holte aus der Gepäckhalterung des Fliegers den kleinen Silberkoffer mit der Masterbox. Dann verließ er das Flugzeug und ging zielsicher zum Berg… Er schien genau zu wissen, wo er hin wollte. Johannes dehnte seine verspannten Gliedmaßen, zog vorsichtig den Helm von seinem Kopf, entfernte den Sauerstoffschlauch und schaute weiter nach draußen. Mr. Black stand jetzt vor dem steil ansteigenden Berg, zögerte kurz und legte dann seine Hand auf eine schneefreie Stelle des blanken Felsens. Dann sah er ihn plötzlich in einem grünlichen Licht im Berg verschwinden. Johannes rieb sich über die Augen. Aber der Mann blieb verschwunden. Johannes konzentrierte sich. Plötzlich war ihm bewusst, dass er schnellstens etwas tun musste. Der unsichtbare Steuermann… Sie mussten raus aus der Maschine… Brutaler Kälte blies durch die Luke herein und ließ ihn erneut erschauern. Er öffnete seine Anschnallvorrichtung und stand auf. Als ihn plötzlich ein Schwindel überfiel. Er ließ sich wieder auf seinen Sitz fallen und versuchte, tief durch zu atmen. Einen Moment später befand er sich wie schwebend außerhalb der Maschine, deren Konturen verschwammen. Plötzlich erblickte er klar und deutlich den Innenraum der SR-72 in allen Einzelheiten. Er sah seinen Vater und die anderen in einem rötlichen Licht, dessen Quelle nicht zu erkennen war. Jetzt hörte er eine Stimme. Mirjana! Und dann tauchte sie wie aus einer Nebelwolke hervor, nah, aber doch ferne.
“Johannes, ihr schwebt in großer Gefahr. Sei bereit für das zweihörnige Tier. Du hast die Kraft in dir, es zu besiegen! Du kannst es nicht töten, aber in seine Schranken weisen. Es gibt in eurer Welt nichts Gutes, was nicht den Keim des Bösen in sich trüge und ebenso gibt es nichts Böses, das nicht den Keim des Guten in sich trägt. Beides ist notwendig, damit Schöpfung überhaupt sein kann.
Ohne Unwissenheit kann es keinen Aufstieg und kein Wissen geben. Wissen und Unwissen bedingen sich ebenso wie Licht und Finsternis, Wahrheit und Lüge oder Gut und Böse. Wie es Licht und Schatten geben muss, so wird es das Gute und das Böse in eurem Zeitenplan geben. Denn erst dadurch wird Freiheit möglich..
Ihr Menschen steht innerhalb von Kräften mächtiger Wesenheiten. Und ihr habt die Werkzeuge, dies zu erkennen und mit Hilfe eures höheren Ichs diese Kräfte für alle Beteiligten in segenhafter Weise zu verwandeln. Denke daran, wenn du handelst, sprichst und denkst. Aber du solltest folgendes wissen: Das Menschengeschlecht wird sich spalten. in die einen, die sich darauf vorbereiten, in immer geistigere Zustände zu gelangen und dadurch die Kräfte der weißen Magie zu beherrschen. Und in diejenigen, die aus ihrem kleinen Ego heraus Missbrauch treiben mit den spirituellen Kräften! Die sich einlassen auf die wildesten Kräfte des zweihörnigen Tieres durch die schwarze Magie. Dies wird letzten Endes die Menschheit in urferner Zukunft spalten. So ist in dem Geheimnis von 666 oder Sorat das Geheimnis der schwarzen Magie verborgen. Und der Verführer zur schwarzen Magie wird vom Apokalyptiker dargestellt durch das zweihörnige Tier. Es wird geben die weißen Magier, und die Gegner, die wilden Zauberer, die schwarzen Magier! Menschen, die sich an die Materie heften, die der Apokalyptiker darstellt als diejenigen, die mit der Materie wahre Unzucht treiben. Der Satan mit seinen dunklen Engeln oder besser gesagt, die menschenverführenden Mächte. Sie haben den Willen, die Menschheit in moralischer und intellektueller Beziehung in falsche Bahnen zu bringen. Jene Mächte, Johannes, wollen noch etwas ganz anderes. Sie wollen nicht bloß die Menschheit aus ihrer Bahn bringen, sondern die ganze Erde. Diese Mächte sind vom menschlich-irdischen Standpunkt aus gesehen ein furchtbarer Widersacher der guten Hierarchien… und des Christuswesen! .
Und wisse: Die menschlichen Leidenschaften stehen in okkulter Beziehung zu den höheren Kräften der uns vorausgegangenen geistigen Wesenheiten. Überall wo Ausschweifung ist, dort ist die Energie gegeben, in der mächtige böse satanische Kräfte raffinierte Intellektualität ausströmen in die Welt. Auch die Energien, die ihr Menschen euch mit der Verbundenheit an die digitale Welten verschrieben habt, erzeugen elektronische Doppelgänger… Daraus, und aus dem Sumpf der Sinnlichkeit, der Angst und dem Hass bezieht der schwarze Magier seine stärksten Kräfte. Es besteht ein fortwährender Kampf auf der Erde, der auf der einen Seite danach strebt, die Leidenschaften zu läutern und den Menschen zu erheben. Und auf der anderen Seite das Streben hat nach Verstärkung der Sinnlichkeit, um den Menschen an die Erde zu binden. Wenn ein Tier gequält wird, prallt die Summe des ihm zugefügten Schmerzes sogleich auf den Astralkörper des Menschen zurück. Hier freilich spiegelt er sich ab als Gegenbild; daher die Wollust der Grausamkeit. Wenn der Mensch Leben vernichtet, bedeutet es im Menschen selbst etwas Ungeheueres. Jedes Töten eines Wesens, das Schmerzempfinden und somit einen Astralkörper hat, erzeugt eine Verstärkung des wüstesten Egoismus. Es bedeutet einen Zuwachs an Macht. Deshalb wird in Schulen der schwarzen Magie Unterricht gegeben, wie man in Tiere schneidet; wie man Leben zerstört. Ja, selbst die Lüge ist vom astralen Standpunkt ein Mord und ein Selbstmord… Sie spiegelt etwas vor und erzeugt ein Gefühl, das sich auf eine nicht vorhandene Tatsache bezieht, auf ein Nichts. Auf dem Astralplan tritt sofort das Gegenbild auf von dem Nichts, das Töten. Aber jetzt… Johannes, tue etwas… erinnere dich an deine Fähigkeiten… wir versuchen dir von der anderen Seite zu helfen!”
Das klare Bild von Mirjana verblasste langsam und war dabei, sich in den dunstigen Luftschichten aufzulösen. Als er eine weitere Erscheinung – direkt neben Mirjana, für Sekundenbruchteile zu erkennen glaubte. Ein jugendliches Gesicht, was sich schnell veränderte und ihn einfach nur anschaute.
Ein eiskalter Windzug weckte ihn. Johannes öffnete die Augen und bemerkte, wie er tief ein- und ausatmete und sich an den Armlehnen festklammerte. Er fror schrecklich und blickte nach vorne in die dämmrige Flugkabine.
Wir helfen dir von der anderen Seite… aber jetzt… Johannes, tue etwas… erinnere dich an deine Fähigkeiten! …

Das grelle Stakkato eines »Sacka, sack« dröhnt in dem dunklen Strudel, der mich nach oben zieht und verschwindet langsam. Plötzlich bemerke ich Kälte, die mich erzittern lässt. Irgend jemand macht sich an meinem Kopf zu schaffen und rüttelt an meinen Schultern. Das Atmen fällt schwer. Dann höre ich eine Stimme und Worte. Die Stimme ist mir bekannt und ich versuche den Worten einen Sinn zu geben. »Aufwachen, aufwachen« Johannes! Endlich gelingt es mir, die Augen zu öffnen. Die brutale Realität stürzt auf mich ein. Die dämmrige Flugzeugkabine, der verzweifelte Armin am Flugzeugsteuer. Und das hypnotische Sacka, sack. Ich drehe den Kopf und bemerke, dass die Sitze von Andrea und meinem Sohn leer sind. Auch der Psychopath ist verschwunden. Die anderen scheinen zu schlafen. Dann bemerke ich die offene Luke, von der eisiger Wind herein strömt. Irgend etwas bewegt sich da draußen. Ich meine Johannes zu erkennen, der neben Andrea kniet. Dahinter eine steil aufragende Bergwand. Der Flieger musste gelandet sein! Mir dröhnt der Kopf und ich versuche, auf zu stehen. Schwindel! Ich will mich bemerkbar machen, aber aus meinem trockenen Mund kommen nur undefinierbare Laute. Wasser! Dann bebt der Kabinenboden und ich falle auf den Sitz zurück. Fast gleichzeitig höre ich ein erst sanftes, dann aber lauter werdendes Grollen. Welches mitten aus dem Berg zu kommen scheint. Ich zwinge mich aufzustehen, als sich die Maschine schräg stellt. Ich falle der Länge nach und klammere mich an den Metallstreben der Sitze fest. Mein Blick fällt nach draußen und ich sehe, wie Johannes mit Andrea unter einem hervorspringenden Felsen der Bergwand Schutz suchen. Der Kabinenboden beginn wieder zu erzittern, als ich erst Armins und dann Jonas Stimmen höre: »Verdammt, wo… was ist los! Arkadius, David, Armin – aufwachen…« Erneut bebt die Maschine und kippt zur Seite. Ich rutsche nach vorne und mein Oberkörper hängt aus der Luke. Ich klammere mich verzweifelt an den Streben fest. Als sich direkt neben der Maschine mit unheimlichen Bersten ein Abgrund öffnet. Wieder höre ich Stimmen hinter mir, diesmal auch die von David und Arkadius: »Ein schlechter Trip, wir müssen sofort hier raus!« Der Boden der Kabine erzittert, grünliches Licht und Dampf glimmt aus dem Abgrund. Dann sehe und spüre ich die SR-72 wie in Zeitlupe zur Seite kippen…

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Die roten Blitze waren verschwunden. »In was für einem Horrorfilm sind wir denn da gelandet!« höre ich jetzt Arkadius rufen, wobei er schon wieder an seiner Kameratasche hantiert. Alle starren nach oben. Die Kulisse hat sich plötzlich verändert.
Ferne am Horizont entsteht eine schnell anwachsende Trichterwolke, deren grelle Wirbelstränge sich über den schwarz-grünlichen Himmel erstrecken. Und da, wo vorher die Quelle der rot zuckenden Blitze war, starrt jetzt ein grünlich schimmerndes Reptilienauge auf uns herunter. Das Getöse des Donners hat eine apokalyptische Lautstärke angenommen, als sich plötzlich der Trichterschlauch öffnet und ein riesiges Monster herausgeschleudert wird, welches sich uns in rotierenden Kreisbahnen schnell nähert…

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Blacky versuchte klar zu denken. Wieder einer dieser Albträume, durchfuhr es ihn. Er schwitzte und griff sich an die Stirne. Seine Hände waren feucht. Gerade, als er sich gestehen musste, dass dies ein sehr realer Albtraum zu sein schien, hörte er Sprachfetzen. Immer klarer und deutlicher. Endlich! Das grausige Crescendo des Wahnsinns aus den Tiefen des Raumes schwächte sich ab. Dann durchdrang ihn eine Stimme. Und er wusste, wer zu ihm sprach. »Komme zu mir, ich habe auf dich gewartet!« Und dann sah er Ihn. Hoch oben in der Kuppel des Berges, inmitten der Lichtquelle, die Blacky jetzt wie durch einen Filter sah. Kaltes Licht…, fuhr es ihm durch den Kopf. Denn sein Meister saß inmitten des Zentrums dieser Energiequelle, hinter einem riesigen Aggregat. Er musste Techniken beherrschen, die der Zeit weit voraus waren. Wie sonst war es möglich, dass er jenseits aller Gravitationskräfte mitten im Raume schwebte? Oder die Veränderungen des Felsmassives, die in Sekundenschnelle die Molekularstruktur des Eingangs zu modifizieren schien? Blacky hatte davon gehört, dass man an Nano-Strukturen arbeitete, die sich innerhalb von Nanosekunden verändern ließen. Er schob seine Sonnenbrille auf die Stirn, um besser zu sehen. Wieder hörte er die Stimme: »Erdling, auf was wartest du? Komme endlich zu mir und ich werde dir Macht verleihen!« Blacky meinte zu sehen, dass sein Meister ihm winke. Er zögerte, doch dann setzte er einen Fuß vor den anderen. Diesmal verspürte er keine Blockade. Alle Angst war von ihm abgefallen. Ein unsichtbares glasähnliches Material hielt ihn wohl davon ab, in den unheimlichen Abgrund zu stürzen… Und fast leichten Schrittes lief er geradewegs der Stimme entgegen, die ihn rief. Je näher er seinem Meister kam, desto mehr veränderte sich die Perspektive. Die pulsierenden Lichtwände der Halle dehnten sich ins unermessliche, die Lichtquelle inmitten des Raumes verblasste und er vermeinte, unter sich die einzelnen Kontinente der Erde zu erblicken. Die einzige Realität, an die er sich verzweifelt klammerte, war sein Meister, dem er plötzlich sehr nahe war. Dann gefror ihm das Blut in den Adern. Er blieb erschrocken stehen. Und starrte wie hypnotisiert in Augen, die ihn schwarz und bohrend aus zehn Metern Entfernung anstarrten. Kopf und Körper des Masters waren bedeckt mit einer schuppenartigen Haut, aus der schlangenähnliche Auswüchse traten. Er saß halb verdeckt hinter gebogenen und in sich verschlungenen Konstrukten, die beim näheren Hinschauen wie Knochen aussahen. Dann streckte sich ihm eine mit Krallen versehene Hand entgegen. Wie unter Zwang ging Blacky weiter. Und griff nach der kühlen Krallenhand.
Übelkeit stieg in ihm hoch. Er musste seine Augen schließen. Diesmal war er sich sicher, mitten in einen Albtraum auf einem bösen Horrortrip zu sein, dessen Realität allerdings frappierend war. Vielleicht hatte er sich ja mit einer neuen Designerdroge zugedröhnt! Oder er befand sich in einem dieser Virtual-Reality-Tempel, hatte emotionsverstärkende Tabletten eingeworfen und zog sich einen echt üblen Horrorstreifen rein. Er nahm allen Mut zusammen und zwang sich, seine Augen zu öffnen. Als erstes fiel sein Blick auf seine Hand. Anstatt Monsterkrallen umklammerte er jetzt einen Steuerstick. Mattes Licht erhellte ein riesiges Steuerpult, in dessen Mitte er saß. Über ihm schwebte eine silbern-glänzende Metallkugel, in der sein Hinterkopf steckte. Hoch über sich sah er grob behauenen Felsen, die das schwache kalte Licht reflektierten. Und direkt vor sich erblickte er eine 3-D-Projektion, die sich dann als ein sich stetig veränderndes Hologramm erwies. Blacky schluckte. Sein Mund war trocken. Er hatte schrecklichen Durst. Er versuchte, aufzustehen. Doch er konnte sich nicht bewegen. Nicht einmal auf die Finger an dem Stick hatte er Einfluss. Wieder stieg Panik in ihm auf. Verdammte Drogen – wohl eine besonders üble Mischung! Jetzt bemerkte er ein Kribbeln auf seiner Schulter und einen Schatten… Dann erblickte Blacky den Borsalino-Mann, der sich seitlich und wie in Zeitlupe über ihn beugte. Er sah genau so aus, wie er ihn von früher kannte. Über den dunklen Augen war die schmale Krempe des Hutes zu sehen, und auf seiner Krawatte bewegten sich die Hamsterräder. Er starrte Blacky schräg von oben an… Jetzt hörte er ihn sprechen, obwohl sein schmaler Mund geschlossen blieb.
»Denke realistisch, mein Freund, wir sind ein Team. Drogen würden nur deine Kraft vergeuden! Nun, wir haben nicht mehr viel Zeit, lass´ uns deine Arbeit machen.
Letztendlich bringen wir es nur zu Ende, was schon vorbereitet wurde! Schaue in die Welt… Ihr habt euch aus freien Stücken ein graues, totes und dominantes System erbaut, was jetzt seine Energie gegen euch wendet… Ihr Menschen habt tatsächlich ungeahntes kreatives Potential und Schöpferkraft, wie eure Wissenschaften und Erfindungen dies eindrücklich beweisen. Und das Paradoxe: Ihr habt mit Hilfe eures Geistes den Geist eliminiert! Eine verrückte Species! Der Geist wurde abgeschafft, eure Seelen sind das Ergebnis von chemischen Prozessen, so eure Definitionen.« Jetzt erschallte ein diabolisches Gelächter, was Blacky bis ins Mark drang. »Nur Geisteskranke können so denken«, hörte er den Borsalino-Mann sprechen, der jetzt plötzlich vor ihm stand. Er konnte die Bügelfalten in seinen perfekt sitzenden Anzughosen erkennen. Er gluckste noch immer in sich hinein, hob die rechte Hand und sprach weiter: »Da beanspruchen die Pfaffen eure Seelen für eine irdische Kirche. Da lehren sie eine bloße Leibeswissenschaft und gestalten das soziale ökonomische Leben so, dass Willensinitiative erlahmt, dass Individualität erstirbt! Und – genau das sind die Wellenlängen, die ich benötige – damit lässt es sich arbeiten, hier kann ich Macht entfalten. Du kennst das Schlagwort wie «Seelenlehre ohne Seele», die eure Zeit geprägt hat? Einfach irre oder pervers, mein Freund! Aber das sind keine leeren Worte, nein, sondern es ist etwas, was die ganze Art und Weise eurer Forschung und die Gesinnung der letzten Jahrhunderte kennzeichnet! Und es ist gut, die Seele unter Ausschaltung des Geistes als Mechanismus zu definieren.
Auch das Potential zum gottgleichen Schöpfer – ja, eine schaffende Gottheit zu werden, und Euren Planeten zu einer neuen Sonne, zum lebensspendendem Fixstern zu machen – habt ihr zu meiner Freude vergessen! Ihr schlafet tief!
Und wahrlich interessant ist zu beobachten, dass ihr immer mehr euren wahren Ursprung vergessen habt. Menschen mit Hellsichtigkeit werden in naher Zukunft als geisteskrank eingestuft, Menschen mit Empathie werden mit Medikamente behandelt und Menschen, die gegen den platten Materialismus sind, werden als Verrückt erklärt und in spezielle Sicherungsverwahrungen verschwinden. Eigenständige Denker werden als Gefährder eingestuft und eimeniert werden. Das sind die Perspektiven, die auf euch warten. Auch du, mein Freund, befindest dich auf diesem Weg – realistisch betrachtet im Tiefschlaf – betest die toten Bilder einer geistverlassenen äußeren Welt an und hältst die Atome und toten Formeln einer blinden Naturwissenschaft für wesenhaft!
Oder wie konntest du deine Arbeit rechtfertigen? Ja, und wohin führte das? Es führt dazu, dass nach Ertötung von Geist und Seele bloße Leibesautomaten bleiben«. Er stülpte die Lippen und fuhr fort: »Und zu meiner Freude habt ihr kapiert, das das Leben Aneignung, Verletzung, Überwältigung des Schwächeren, Unterdrückung, Härte und Ausbeutung bedeutet! Der Starke beweist sich durch die Durchsetzung seiner Ziele. Diese Selbstsucht unterscheidet ihn von den Schwachen, die in der selbstlosen Hingabe an das, was sie das Gute nennen, die Sittlichkeit sehen. Die Schwachen predigen die Selbstlosigkeit als die höchste Tugend. Ihre Selbstlosigkeit ist aber nur die Folge ihres Mangels an Schaffenskraft. Hätten sie ein mutiges Selbst, so würden sie dieses auch durchsetzen wollen. Ja, mein Freund, der Starke liebt den Krieg, denn er braucht den Krieg, um seine Schöpfungen gegen die Schwachen durchzusetzen. Euren Feind sollt ihr suchen, euren Krieg sollt ihr führen! Ihr sollt den Frieden lieben als Mittel zu neuen Kriegen. Und den kurzen Frieden mehr als den langen. Euch rate ich nicht zur Arbeit, sondern zum Kampfe. Euch rate ich nicht zum Frieden, sondern zum Siege. Eure Arbeit sei ein Kampf, euer Friede sei ein Sieg! Die gute Sache sei es, die sogar den Krieg heilige? Besser gesagt: Der gute Krieg ist es, der jede Sache heiligt. Der Krieg und der Mut haben mehr große Dinge getan, als die Nächstenliebe. Nicht aus deinem Mitleiden, sondern aus deiner egoistischen Zielstrebigkeit kommen die Antriebe des Forschens und Erfindens. Und verändern die Welt! Die Menschen sind ungleich, deshalb müssen auch ihre Rechte und Pflichten ungleich sein. Der natürliche Gang der Geschichte wird stets starke und schwache Individuen aufweisen. Und die Starken werden sich der Schwachen als Mittel zum Zwecke, das heißt als Sklaven, bedienen. Die Überwindung des Schwächeren durch den Stärkeren erfordert die Sklaverei. Roboter ohne Urteil, ohne eigenes Wollen, hingeordnet auf Vorgesetzte, auf Stärkere, denen sie ohne Kritik gehorchen. Die Frage nach der Moralität? Dumme Frage, nicht?
Daran arbeite ich, ja, auch mit dir und anderen vorzüglichen Individuen! Denn dann ist die Erde mit ihren Seelen mein! Einen Nebel schaffen meine Mächte… Ich habe dich den Dunst und was darin verborgen ist, sehen lassen! Ich, nein wir – sind dem Ziele nah, verdammt nah… Einen Nebel, in dem Phrasen, Irrtum und Wahrheit ununterscheidbar werden. Gedankenflocken! Affektfetzen schwirren in diesem Nebel. Herausgerissene Zitate, Gedankenfragmente, umhüllt mit dem, was Instinkte als Hülle geben können. Ja! Eine wahrlich elementare, destruktive Nebelflut umzieht die Erde. In diesem Nebel gebiert sich die Macht, meine – ja auch dann deine Macht – als reales Wesen! Und wisse, diese Macht stützt sich auf Lügenfeldzüge, dumpfes Denken sowie unreflektiertes Rassen- und Gruppenseelengeschwafel. Und am Schluss stehen die Machtinstinkte mit dem Trieb nach mehr, immer mehr! Die unkontrollierten Mächte und Wesen der Gier – der Gier nach materiellen Dingen – nenne ich meine Verbündete!«
Blacky saß da und konnte sich nicht rühren. ..

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Johannes
Dabei fiel sein Blick in das Innere des Berges. Eine riesige Kuppel, ausgefüllt mit grünlich flimmerndem Licht. Und dann sah er es wie durch einen Nebel: Das gehörnte Tier inmitten der Kuppel. Ein riesiges, echsenhaftes Wesen aus dessen Kopf Tentakel wuchsen. Es schwebte in der Mitte des Raumes. Seine schlangenförmigen Auswüchse bewegten sich rhythmisch zu dem grauenhaften Sacka, sack. Und er erblickte Mr. Black, der förmlich von diesen Tentakelarmen umklammert schien. Der Nebeldunst darunter pulsierte, löste sich auf, um sich an anderen Stellen zu verdichten. Formen wurden erkennbar und konkretisierten sich: Unheimliche Monstergestalten wuchsen aus dem Dunst, deren Anblick Johannes in Panik stürzte. Zusätzlich hallte das fürchterliche Sacka, sack in seinen Ohren. Angstschweiß stand auf seiner Stirn. Langsam verlor er die Kontrolle über sich. Er schloss die Augen. Doch grell flackerndes Licht und ein Orchester brutaler Dissonanzen füllten seine Wahrnehmungen. In seiner größten Not konzentrierte er sich und dachte an Mirjana. Und dann fielen ihm wieder ihre Worte ein: Sei bereit für das zweihörnige Tier! Du hast die Kraft in dir, es zu besiegen! Und dann sah er sie. Für einen kurzen Moment. Auf einer hellen sichelförmigen Scheibe, die hoch in der Kuppel erstrahlte, über dem gehörnten Tier und der wabernden Masse deformierter Monster. Sie hatte ihre blaue Latzhose an. Und trug etwas in ihren Armen – ihr Kind! Johannes wurde ganz ruhig und dachte spontan an das Gemälde von Raffael – die Madonna mit ihrem Kind auf dem Arm, stehend auf einer Mondscheibe.
Das bedrohliche Sacka, Sack verstummte fast vollständig. Er bemerkte, dass er immer noch seinen bewusstlosen Vater in den Armen hielt. Er kniete sich nieder und legte ihn vorsichtig auf den grell flimmernden Boden neben die anderen, die sich nicht mehr rührten. Dann schloss er die Augen und versuchte sich zu konzentrieren… Die Grotte, das gehörnte Monster, Mr. Black fest in seinen Schlangen-Tentakeln… Und darunter die Heerschar der Dämonen… Darüber die Sichel mit Mutter und ihrem Kind… Er wollte und musste dem Spuk ein Ende bereiten… Sofort, bevor wieder Panik von ihm Besitz ergreifen konnte. Er wusste, dass er das gehörnte Tier und seine Dämonen nicht vernichten konnte… Intuitiv wurde ihm klar, dass es darum ging, die energetischen Kräfte des Bösen zu verändern, umzuwandeln oder wenigstens zu neutralisieren. Den Dämonen die Nahrung nehmen! Die Horror-Szenen vor dem Berg… Angst erzeugende Bilder, die Emotionen schafften. Kraftquellen, aus denen sich diese Monster speisten… Und die Quelle dieser Bilder und hypnotischer Befehle musste hier in der Kuppel sein… Johannes konzentrierte sich… und kämpfte mit seiner ganzen Kraft gegen diese mentalen Schwingungen des Bösen…

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Ich fühle weder Kälte noch Wärme und das höllische Durstgefühl, was mich plagte, ist auch verschwunden. Ich schaue nach unten und sehe Gletscher, Bergrücken und ganze Landschaften, die unter mir dahinjagen. Ich versuche mir klarzumachen, dass das, was ich momentan erlebe, unmöglich ist. Ein Mensch kann nicht fliegen. Und doch, es geschieht. Es kann auch nicht sein, dass ich plötzlich Jakobsthal unter mir auftauchen sehe. Was ich allerdings erst feststelle, als die Gaststätte Zum Alte Bock vor mir auftaucht. Die Geschwindigkeit verlangsamt sich und dann sehe ich Ray vor mir, wie er leibt und lebt. Er ist nur halb angezogen, seine Hosenträger hängen nach unten und er sitzt alleine im Gastraum direkt vor dem kleinen Fernseher. Ich weiß nicht, wie ich durch die mehrfach verriegelte Eingangstüre gekommen bin… Ich sitze plötzlich auf meinem Stammplatz an der Theke und versuche das alles zu verstehen. Ray stiert weiterhin auf den Bildschirm und scheint mich zu ignorieren. »Hallo Ray, ich bin es, Mike!« Keine Reaktion. Ich stehe auf und will ihm auf die Schulter klopfen…

Immer schneller zieht es mich nach draußen. Dunkelheit, ein schwaches Licht von irgendwo her ein kleiner, immer heller werdender Lichtfunke an meiner Seite. Er flog mit mir – oder ich mit ihm? Schnell stürzte sich die Erdkugel im reißenden Aufflug in den Abgrund. Und zuletzt sehe ich die Sonne als kleinen Stern verschwinden. Den Lichtfunken an meiner Seite realisiert sich als ein Wesen ohne klare Formen – aber jetzt eindeutig als Führer in diesem Trip! Wir fliegen durch zahllose Sonnen eilig hindurch, die dann hinter uns als Nebelstäubchen verschwinden. So geht der Flug durch gestirnte Himmelswüsten – ein Sternen- und Planetenpanorama erweitert sich vor uns und verengt sich hinter uns, und die Milchstrassen stehen hintereinander aufgebaut wie eherne Strukturen des unendlichen Geistes. Erschöpft denke ich: »Hat das All denn kein Ende?« Als in mir die Antwort meines Begleiters ertönt: »Es hat keinen Anfang!« Plötzlich reine Schwärze, endlose Leere, nichts mehr ist da, was man sehen kann. Und ich fühle mich plötzlich so einsam, dass ich rufe: »Lass mich zurück zur Erde, zurück zur Fülle!« Da berührt mich das Lichtwesen und sagt sanft zu mir: »Zwischen den Sternen wohnt das rechte All. Aber dein Geist verträgt nur irdische Bilder des Überirdischen – schaue die Bilder!« Da sehe ich plötzlich ein unermessliches Lichtermeer stehen, worin die Sonnen und Planeten nur als dunkle Felseninseln verstreut waren… Alle Räume von einer Galaxis in die andere waren mit strahlendem Licht und überirdischen Klängen ausgefüllt – und eine große Liebe überfiel mich, ohne dass ich wusste, warum. »Dein Herz fasst jetzt die Geisterwelt« höre oder fühle ich in mir sagen »…Dein Auge schaut zugleich das Nächste und das Fernste…«
Ich sehe all die ungeheuren Räume, durch die wir geflogen waren und die kleinen Sternenhimmel darinnen – in den Ätherräumen schwammen die Sonnen nur als aschgraue Blüten und die Erden als schwarze Samenkörner. Und mein Herz erfasst: Die Unsterblichkeit wohnt in den Räumen, der Tod nur auf den Welten… Wieder bewege ich mich, schneller und schneller. Mein Lichtbegleiter scheint mich verlassen zu haben und dann sehe ich den Berg, das Felsmassiv und dazwischen eine längliche Aussparung… Und darinnen Johannes und die anderen! Und noch jemand, dessen Gesicht ich nur aus dem Spiegel kenne! Dieser Mann am Boden vor mir liegt reglos zwischen den anderen und ist das, womit ich mich mein Leben lang identifiziert habe! Mein Körper! War das der Tod? Die Trennung eines Teils der Persönlichkeit von dem Rest?
Schlagartig erinnere ich mich an die letzten Geschehnisse. Die unheimliche Himmelserscheinungen und die diabolische Stimme in meinem Gehirn, die Angst, Schrecken und Wahnsinn in meiner Seele erzeugte. Die Flucht in die Bewusstlosigkeit… Angst und Schrecken steigen erneut in mir auf. Gleichzeitig mit der Erkenntnis, dass ich trotz meines toten Körpers die Dinge um mich herum wahrnehmen kann – davon wusste und gedankliche Verknüpfungen vollbringen konnte, verspüre ich wieder Bewegung um mich herum. Ich selber fühle mich eher passiv, aber etwas kommt auf mich zu. Eine unregelmäßige, in grauen Farben gehaltene sandig-körnige Masse ähnlich die der Grundstruktur meiner Bilder. Sie nähert sich in einer schraubenförmigen Bewegung. Das Grau wandelt sich in eine blaue rotierende tunnelförmige Substanz. Und weit entfernt von mir erstrahlt ein leuchtendes Gelb. Und ich eile, so schnell ich kann, ohne meine Beine zu bewegen, auf diese saugende Helligkeit zu und in das Licht hinein. Ich bin voller Erstaunen, als sich dieses strahlende Gelb mehr und mehr steigert. Die Helligkeit kommt von nirgendwoher und scheint gleichzeitig überall zu sein; lichter und strahlender, als tausende von LEDs oder Schweißbrenner sie je erzeugen können. Ja, jetzt wird es mir klar. Es kann sich nur um hellstes und strahlendstes Sonnenlicht handeln. Tausender von Sonnen! Und doch tut es meinen Augen nicht weh! Im Gegenteil, ich fühle mich herrlich, und ich sauge das Licht förmlich in mich ein. Mein Bewusstsein ist ganz im Hier und Jetzt. Angst und Panikgefühle sind verschwunden. Und dann kristallisiert sich eine Silhouette aus dem Strahlenmeer… wieder ein Lichtfunke, es wandelt sich in ein Lichtwesen, riesig groß, undeutlich, ohne feste Konturen, aber trotzdem deutlich und klar. Und es leuchtet ein Gefühl des Verbundenseins – überdeckt von der Empfindung einer gewaltigen Kraft und unendlichen Liebe – in mir auf. Einer intensiven, bedingungslosen Liebe und gleichzeitigen Vertrautheit, die mein ganzes Sein überstrahlt. Die Formen des Lichtwesens verschmelzen mit mir. Und in diesem Augenblick beginnt mein ganzes Leben an mir vorüber zu ziehen. Ich fühle und sehe alles, was mir jemals begegnete. Es ist, als ob ein Damm gebrochen war und alle Erinnerungen zeitgleich über mich herfallen. In der Rückschau erlebe ich jeden einzelnen Augenblick meines Lebens nochmals; meine Gefühle, Einstellungen und Motivationen. Und deren Wirkungen. Ich spüre nicht nur, wie ich und der andere sich bei den jeweiligen Ereignissen fühlte, sondern auch die Empfindungen des nächsten Menschen, der hierauf reagierte. Von jeder meiner Handlung erlebe ich die globale Kettenreaktion von Ursache und Wirkung, die zeigt, wie tief wir alle miteinander verbunden sind. Und Verantwortung tragen – seien die Taten auch noch so gering. Ich erlebe, dass fast immer mein niederes Ego der Auslöser meiner Aktionen gewesen war… Gier, Triebe, Instinkte – mein kleines Ich bestimmte mein Handeln.
Ich fühle das Lichtwesen jetzt um und in mir und bin von tiefer Trauer und Scham erfüllt. Derjenige, dessen Taten und deren Folgen ich sehe, ist ein ganz und gar wertloser und unvollkommener Mensch. Was hatte ich verdient außer Tadel und Zurechtweisung? Doch nichts dergleichen passiert. Stattdessen umspülen mich Gefühle der Zuneigung, und tiefem Verständnis. Gleichzeitig spüre ich eine Stimme in mir. Mächtig und gewaltig…

Donnerstag, 20. März.2025

Im Virtual-Tempel:
Matthias wusste, er hatte nur diese eine Chance. Er dachte an Rebecca und Naoto. Er schwitzte leicht in seinem hautengen Hightech-Anzug. Seine vernarbte Kopfhaut juckte. Und merkte, wie er plötzlich ruhig wurde. Alle Nervosität war plötzlich verschwunden. Er konzentrierte sich auf die nächsten Schritte. Das Hauptportal in Form einer großen Stufenpyramide wuchs aus dem saftigen Grün der Alpenwiese. Schriftzeichen mit den Überbegriffen der wählbaren Kategorien blendeten sich in die Stufen ein und sahen aus wie mit Hammer und Meißel in Stein gehauen. Ganz oben: Fun, Spiel und Spaß. Darunter: Erotik pur. Dann weiter: Abenteuer/Reisen und mehr. Die nächsten Kategorien darunter: Bilden Sie sich weiter: Soziales, Wirtschaft, Politik, Medizin, usw. Er ging die Stufen immer weiter nach unten. Auf der Zweitletzten las er: Ihr privater Knotenpunkt… und: Wie baue ich mir einen Avatar. Und darunter sah er das Portal Nummer 23 mit der in Stein gehauenen Aufforderung, einen speziellen Zugangscode einzugeben.
Das Rauschen des Wasserfalls war verschwunden, statt dessen hörte er wieder Feel-Good-Music. Und eine Frauenstimme, die ihn aufforderte, sich für eine Rubrik zu entscheiden. »…und bei Kategorie Fun und Spiele gibt es heute 10% Rabatt!… Achtung, zu Ihrer Information: Wenn Sie sich keinen individuellen Avatar bauen, übernehmen Sie automatisch das geschlechtslose Modell Sym 1. Wir wünschen Ihnen…« Matthias konzentrierte sich auf die auswendig gelernten Zahlen- und Buchstabenfolge, die Naoto ihm gegeben hatte. Dann sprach er ins Helmmikrophon: Zugang 23, Knotenpunkt 30051954MA3K. Und hoffte, dass er keinen Fehler gemacht hatte.
Plötzlich befand er sich in einem unscheinbaren Raum… Graue Wände, Decken und Fußboden. In der Mitte schwebten zwei farbige Halbkugeln… Dann materialisierte sich erst Naotos Kopf und Brustoberteil. Darunter bauten sich die Strukturen eines neutralen Avatar auf. Er musste sehr in Eile gewesen sein, fuhr es Matthias durch den Kopf. Um seinen Hals trug er einen Verband. Naoto stand einfach da und schaute in die Mitte des Raumes, knapp an ihm vorbei. Er öffnete seinen Mund und sagte: »Hallo mein Freund… und danke dir für das Kommen – trotz der Gefahr, in die du dich begibst. Aber ich wusste es«. Er schien leicht zu lächeln und sprach weiter: »Ich habe wenig Zeit. In Kürze werden sie mich gefunden haben… Zu deiner Information: Diesen geschützten Zugang habe ich in aller Eile installiert… mit einem einfachen festgelegten Programm. Du kannst mich also nichts fragen…« Er machte eine Bewegung und hob die Hand: »…warte, bis du alles weißt. Dann nehme die beiden Kugelhälften und füge sie zusammen. Ab diesem Zeitpunkt werden sie dich jagen!« …
Naoto wischte sich über die Stirne und sagte: »Und als ich im NATO-War-Room aufwachte tauchten bruchstückhafte Erinnerungen auf, die ich unter der metallenen Kugel im Kristallsaal erlebte. Es waren schreckliche Bilder. Ja, ich behaupte, dieses Es gesehen zu haben. Es musste der Teufel persönlich gewesen sein. Ich sah eine Kuppel und aus grünem Dunst wuchs ein riesiges Monster mit – ja, es hatte einen Medusakopf. Schlangen statt Haare. Und dieses dämonische Wesen kommunizierte mit mir. Alle Bilder waren unscharf und undeutlich… Aber was ich klar und deutlich in meinem visuellen Speicher abrufen konnte: Einem Sekundenspot gleich tauchten geographische Strukturen auf. Ich sah ganze Kontinente und Erdteile, überlagert von energetisch pulsierenden schlangenähnlichen Rüsseln. Das Zentrum, der Ausgangspunkt dieser grünlichen Tentakel lag eindeutig im Himalaya. Und eine Vielzahl dieser höllischen Strukturen verschwanden im Atlanischen Ozean. Nun, du kennst meine visuelle Gabe. Es war kein Hexenstück, die entsprechenden Geodaten zu analysieren…
Unser patriotischer Job und die Ideen des Transhumanismus, insbesondere die Installation immer neuerer Kommunikationsmittel wie Handys – alles dient der Erfassung von Daten und zur Vorbereitung, ein unterwürfiges Sklavenheer – weltweit – auf diesem Planeten zu erschaffen…
Aber genug des Philosophierens. Mein Freund, die dir bekannte World-Activity-Card, wonach wir unsere Drohnen-Piloten arbeiten lassen, habe ich mit vier Folien belegt: Folie 1: Ich nenne sie mal die von mir erlebten Master-Steuerungszentralen des Teufels oder die Zentralen des Bösen. Die Geodaten liegen im Himalay sowie im Atlantischen Graben. Dann weitere Objekte wie…
Mit der von dir betätigten Aktivierung der Drohnen werden gleichlautende Information – die ich vorbereitet habe, an alle Entscheidungsträger der Staaten weltweit verschickt… Denn sie sind zwar nur Marionetten des Systems… Aber ich gehe mal davon aus, dass ihr Überlebensinstinkt sie entsprechend handeln lassen werden. Ich hoffe es auf jeden Fall, denn sonst…« Naoto griff sich an den Hals.
»Alle Endpunkte der Tentakel konnte ich nicht analysieren. Es sind wahrscheinlich Bereiche, in denen ergiebige Energien für das Monster freigesetzt werden. Kriegsschauplätze, schwarz-magische Zirkel. Und, ich habe sie alle markiert, den Prioritäten nach. Mein Freund, was mich sehr erschütterte: Über 70% der zu eleminierenden Objekte liegen in Amerika und Europa!
Du weißt, was du zu tun hast…

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Early und zwei der Unter-Chiefs hatten sich in im Kommunikationsraum getroffen. Die Wände bestanden aus riesigen Displays und zeigten weltweit unheimliche Bilder, die hier gebündelt auf den Bildschirmen landeten. Early saß entspannt in einem Massagesessel und dachte an den Baron. Ihm war klar, dass es sich hier nur um dessen kreative Ergüsse handelte, die er mit Hilfe der Holotechnik des Amerikaners an den Himmel zauberte.
Dann klingelten plötzlich die Handys der Chefs, und zwei Sekunden später leuchteten rot unterlegte Warnmeldungen auf. 8666 Kampfdrohnen seien aktiviert und steuerten unkontrolliert strategisch wichtige Ziele an.

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Versuche beim malen, deine beiden Bewusstseinszustände zu aktivieren. Arbeite abwechselnd, mal mit dem physischen – aber auch mit dem geistigen Bewusstsein. Es sollte der Gedankenstrom des Intellekts ohne Bruch in das geistige Erfassungsvermögen übergeleitet werden dann entsteht die wahre Kunst. Aber das bedeutet Schulung und zähe Arbeit. Mike, wenn du dies jetzt nur bruchstückhaft handhaben kannst, im nächsten Leben wirst du´s handeln!«
Ich lege die Pfeife auf den Tisch, versuche mich an die letzten Worte von Andrea zu erinnern. Ich stehe auf und sage: »Ja, vielleicht sollten wir den Kunstbegriff erweitern.«
»Sehen wir die Wirtschaft… Reicht es nicht, die Dinge einfach zu tun? Nein, verdammt, das reicht eben nicht! Nehmen wir die Begriffe Wahrheit, Schönheit und Güte, welche die Ansprüche sind, die ich im künstlerischen Tun voran setze. Und geht mal mit diesen Ansätzen durch die Welt – schaut euch z.B. die Arbeitsverhältnisse an. Sind die stimmig? Oder sind die Produkte, welche erzeugt werden, und ich spreche auch die Herstellungsprozesse an – wahr, gut und schön? Oder dienen sie nur irgendwelchen Zwängen, denen wir ausgesetzt sind? Beschäftigen wir uns ersteinmal mit den Erkenntnissen, die uns die soziale Dreigliederung geben kann! Machen wir ernst damit!
Ich würde sagen, der Anspruch an unser Handeln wächst. Weil uns sonst die Welt um die Ohren fliegt… Denn alles ist in Entwicklung!« Ich mache ein paar Schritte, bleibe stehen und reflektiere: »Stelle keine Autoritäten in Frage! Gehorche! Schlaf weiter! Bewege dein Hamsterrad! Konsumiere und genieße!
Fernsehen, Zeitschriften, Internet, Filme, Radio… Die Bilder und mit ihnen entsprechende Gedankeninhalte wirken 24 Stunden, Tag und Nacht auf uns ein. Alleine über 3000 Werbeinhalte werden täglich in unsere Synapsen gedrückt – ja, wir merken es kaum noch! Und ich behaupte, wenn ihr euch – sei es auch nur zeitweise – in künstlerische Prozesse begebt, werdet ihr wacher und leichter erkennen, dass hinter der Fassade der schönen bunten Bilder Welten oder besser gesagt Botschaften verborgen sind, die unser Bewusstsein manipulieren. Verdammt, sie rufen deutlich und laut: Geld ist dein Gott! Handele systemkonform! Genau damit dröhnen sie uns zu!«

Nach einigen Minuten der Stille, in der nur das Gezirpe der Grillen und ab und zu ein vorbeifahrendes Fahrzeug zu hören ist, steht Rebecca auf und geht zu dem Steg. Sie hat einen bunten Stoff um die Schultern, steht eine Zeit lang regungslos und schaut auf das Wasser. Die untergehende Sonne wirft lange Schatten. Mückenschwärme tanzen über dem Wasser. Ein Fischreiher kreist in geringer Höhe und Libellen machen jagt nach essbarem. Marie hat wieder ihre Kamera in der Hand… Dann dreht sich Rebecca um, schaut zu uns herüber und fängt an zu singen. Erst zaghaft, kaum hörbar. Doch dann erklingt eine mächtige Stimme, die nicht von dieser Welt zu kommen scheint. Und gebannt lauschen wir ihrem Gesang…

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„Kennt ihr die Geschichte von den Imago-Zellen?
Die Imago-Zellen sind die Zukunft des Schmetterlings und sind damit zugleich die Fortsetzung und die Zukunft der Raupenexistenz. Und schauen wir uns das Bild im Kontext an: Das alte bestehende System „Raupe“ fördert somit die Transformation und bekämpft sie zugleich…

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